DAS FORSCHUNGSFELD ÜBER ZWEI WEGE DER SEELE- DER ESOTERIK UND DER EXOTERIK IN DER INDIVIDUATION BEI HEINZ GRILL

 

Die Frage über diese zwei Begriffe von Esoterik und Exoterik, die quasi auch zwei Wege der Seele hier darstellen, ist eine Entwicklungsfrage. Solange wir demnach keine Position beziehen können in einer praktischen, konkreten religiösen Auseinandersetzung, können wir auch keine Position zu unseren Mitmenschen beziehen.

 

Zentral in der Mitte der Individuation steht ja hier der Mensch in seiner Befähigung, sogar einer spirituellen Quelle oder Christus selbst eine spirituelle Substanzerkraftung geben zu können. Dies lässt sich zum Beispiel einerseits in einer Frage wiedererkennen, wie ein Ideal verwirklicht wird, beziehungsweise eine Ideenentwicklung entstehen kann, - andererseits erscheint hier auch die Frage nach der Standposition des Menschen sehr wesentlich zu sein. Zusammenhänge lassen sich auch in der Begründung der exoterischen Ordnung feststellen. Hier ein kleiner Auszug daraus:

 

„Der Yoga aus der Reinheit der Seele hat sich deshalb die anspruchsvolle Aufgabe gestellt, ein exoterisches Konzept zu erstellen, das in jeder Form eine individuelle und nach dem Maß der eigenen Fähigkeiten ausgerichtete Beziehungsaufnahme zu bestehenden und vergangenen heiligen Quellen ermöglicht. Das exoterische Konzept ist ein gewisses Gegenbild zu dem, was eine mystische Kirche darstellt und auch zu all dem, was autoritative Hierarchiestrukturen, verabsolutierte Wahrheiten und Glaubensdogmen betrifft.“ (1)

 

Im Vergleich lassen sich hierzu bei Heinz Grill ganz neue Möglichkeiten zur Positionierung des Menschen selbst erforschen, während eine exoterische Grundlage der Kirchenstruktur bis zum heutigen Tage nur in ganz wenigen Teilen verwirklicht ist.

(1) Verborgene Konstellationen der Seele, Heinz Grill, Seite 116

 

AUSZUG AUS EINEM THEOLOGISCHEN GUTACHTEN.

 

 

 

 

3.6. Esoterik und Exoterik bei Heinz Grill

 

Diese Begriffe betreffen ein langjähriges geistiges Forschungsgebiet des Autors. Vereinfacht ausgedrückt geht es hier um die Frage der Vermittlung von Spiritualität.

 

 In Bezug zu den Begriffen Esoterik und Exoterik ist hier eine wesentliche Fragestellung damit benannt,-  wie die konkrete Vermittlungsarbeit, die eine Person tätigt hinsichtlich von Spiritualität ist,- ist sie esoterisch oder exoterisch? Ein theologischer Bezug besteht zum Beispiel in der Frage, wie ein Priester nach diesen Begriffsbedeutungen die Sakramente vermitteln kann? Um diese Frage zu beantworten, braucht es danach ein vertieftes Verständnis von Esoterik und Exoterik.

 

3.6.1. Wie ist „Exoterik“ hier definiert? Ein Beispiel zur Definition und Erweiterung des Begriffes

 

 Alles, was an einem konkreten Beobachtungsobjekt mit den physischen Sinnen erfassbar ist, betrifft das Gebiet der Exoterik:

 

„Das Exoterische ist ja zunächst einmal- wenn es von der Begrifflichkeit erfasst wird,- dasjenige Gebiet, das volksnah ist, das sich ganz in der Wirklichkeit des Lebens abspielt. All diese Bewegungen, die man zusammenfassen kann unter exoterisch, bedeuten so viel wie, dass sie allgemein den Verständnisgrundlagen zugänglich sind. Das, was der Mensch verstehen kann, das, was er mit der normalen sinnlichen und logischen Auffassung verstehen kann, beschreibt ein Gebiet der Exoterik“. (19)

 

Als ein Beispiel ist hier die Tonintervalle „Sekund“ genannt, die nur einen Tonintervall Unterschied bezeichnet, also zum Beispiel von dem Ton „c“ zum ton „d“. Das Intervall Sekund ist nicht melodisch und hat fast etwas Unbefriedigendes an sich, so allein dastehend, wie eine gewisse Härte. Dies ist sozusagen einmal die physische beobachtbare, mit den Sinnen wahrnehmbare Ebene des Lebens. (19)

 

3.6.2. Wie ist hier Esoterik definiert?

 

Esoterik erscheint hier bezeichnend für das inne liegende Geheimnis eines Beobachtungsobjektes. Es betrifft die seelische und geistige Welt, in der die rein physischen Sinne unzureichend sind. Als ein Beispiel ist hier eine Imagination benannt (ein spiritueller und damit vom Begriff her esoterisch eingeordneter Gedanke). Hierfür ist als ein Beispiel, ein esoterischer Gedanke von Rudolf Steiner, zur Tonintervall Sekund, genannt:

 

„Das was hinter dem physischen Musikerlebnis der Tonintervall Sekund erscheint als Gegenbild, ist ein anderes Erleben. Das fühlt sich geistig viel entgegenkommender an, als Trost fühlt es sich an, dass dem Menschen der Trost entgegenströmt.“ (19)

 

Mit diesen Worten erscheint es nun plötzlich so, dass sich der esoterische Gedanke wie entgegengesetzt zu der exoterischen Ebene ausspricht. Und der Schriftsteller bestätigt auch, dass in der esoterischen Welt tatsächlich gewissermaßen Gegenbilder zur exoterischen Ebene erscheinen. Daher braucht es auch ein sehr sorgfältiges Vorgehen, wie nun diese beiden Ebenen von Esoterik und Exoterik auf sinnvolle und aufbauende Weise zusammenkommen können:

 

„Das esoterische Gebiet jedoch ist anders, es ist gewissermaßen invertiert, es ist genau entgegengesetzt den logischen Denkprinzipien. Es ist das esoterische Gebiet eine Art, wie wenn das Bisherige hindurchgefiltert oder hindurchgespiegelt worden wäre durch einen Inversionskreis, das heißt es ist genau in eine andere Kurvenformung und eine andere Ausrichtung gebracht. Das esoterische Denken mag genauso ausgerichtet sein, dass das, was tatsächlich in der Welt auf eine bestimmte Art bewertet wird, nun wie ein Gegenbild erscheint. Wir finden gewissermaßen Gegenbilder in der esoterischen Welt vor.“ (19)

 

Nach den Worten des Schriftstellers möchte heute der Mensch eine Wahrheit selber ergründen und erforschen können, - er möchte ein mündiger Mensch sein. Daher benötigt es eine entsprechende Möglichkeit, um selber einen Weg zu finden, um einen Zugang, jedoch auch einen angemessenen Umgang, zu oder mit einem esoterischen Gedanken, wie es zum Beispiel dieser über die Sekund darstellt, zu erlangen. Konkret also, am Beispiel der Sekund, dass dieser Trost, der in den jenseitigen Welten bei einer Sekund wahrnehmbar ist, in eine lebendige Erfahrung rückt und entsprechend sogar exoterisch ausdrückbar wird.

 

Mit den Begriffen Esoterik und Exoterik sind also hier auf philosophischem und theologischem Gebiet große Unterschiede benannt, die danach auch eine unterschiedliche Annäherungsweise zu ihrer spezifischen Bedeutung benötigen, damit tatsächlich eine Synthese entstehen kann.

Die Antwort über darüber, wie Spiritualität vermittelt werden soll, ist daher, dass ein Priester exoterisch vermitteln soll. Durch eine exoterische Basis entsteht danach erst überhaupt ein Sinn für eine innere Verwirklichung, die individuell und in einem vom Sakrament unabhängigen Willen entsteht. Eine exoterische Grundlage in der Kirche würde nach Aussage des Schriftstellers, weitere Spaltungen verhindern und eine Gemeinschaftlichkeit für alle Menschen ermöglichen. Diese exoterische Grundlage in diesem Sinne, sieht Heinz Grill auch als eine Basis für eine mögliche Synthese der Kirche. Diese Basis in dem hier gebrauchten Sinne fehlt in der Kirche. (19)

 

 

 

 

 

 

 

13.1. Die Erfordernis zur Erstellung einer exoterischen Ordnung bei Heinz Grill:

 

 Im Neuen Yogawillen findet sich die Erfordernis zur Erstellung einer exoterischen Ordnung. Diese entspringt danach daraus, dass der Mensch einen Freiraum braucht, um selbst in eine Verantwortung, Eigenständigkeit und Führung aus dem inneren Ich, einer ersten gebenden Liebe zu gelangen:

 

„Der Yoga aus der Reinheit der Seele hat sich deshalb die anspruchsvolle Aufgabe gestellt, ein exoterisches Konzept zu erstellen, das in jeder Form eine individuelle und nach dem Maße der eigenen Fähigkeiten ausgerichtete Beziehungsaufnahme zu bestehenden und vergangenen heiligen Quellen ermöglicht.“ (69)

 

Danach soll in diesem Yoga jeder Schüler die Möglichkeit einer individuellen Position erhalten in einem individuellen Maß und einem individuellen Weg zu Gott, das hier mit dem Sanskritwort „Adhikara“ benannt ist, dem „Maß aus den eigenen persönlichen Fähigkeiten“. Diese spezifische exoterische Ordnung ist danach grundlegend für „Adhikara“. Danach konstituiert sich daraus die eigene individuelle Position in einer praktischen, konkreten religiösen Auseinandersetzung und dies stellt die Grundlage dar für weitere wichtige Positionierungen.

 

Aus dieser Erfordernis einer Freiheit aus dem inneren Ich, frei von äußeren einengenden Führungen, ergab sich danach die exoterische Ordnung, die hier entwickelt wurde (Siehe: Definition der Begriffe „Esoterik“ und „Exoterik“ im Gutachten). Hier lässt sich also ein Zusammenhang eruieren mit der Philosophie des Schriftstellers, in einer praktischen Umsetzung seiner Erkenntnisse und Erforschungen zur zunehmenden Individualisierung des Menschen. Nach diesen Worten soll also eine exoterische Ordnung, wie sie hier erarbeitet wurde, eine Möglichkeit bieten, dass sich der Einzelne selbst im entsprechenden Maß (adhikara) in eine freie Beziehung zu spirituellen Quellen begeben kann.

 

13.2. Die zwei Wege der Seele als theologische und philosophische Basis zur Herausarbeitung der Begriffe Esoterik und Exoterik

 

Wie kommt nun Heinz Grill dazu, diese Begriffe in der vorliegenden Form darzulegen? Die Begriffe von Esoterik und Exoterik sind ja bereits in der Theologie bekannt. Jedoch erscheinen hier Vorstellungsbilder, Unterscheidungen und Zusammenhänge, die auf diese Weise neu sind und so noch nicht ausgesprochen wurden. Daher die berechtigte Frage, wie sich nun diese neue  Idee in dieser spezifischen Weise herausgeformt hat?

 

Im Zusammenhang mit diesen zwei Begriffen, spricht Heinz Grill bereits in einer früheren Schrift von zwei verschiedenen Wegen oder Botschaften, die er in der Persönlichkeit des Menschen selbst lokalisiert sieht. Auch weist er auf das Evangelium hin, wo diese zwei Botschaften verbalisiert zu finden sind:

 

„So haben wir im Evangelium zwei verschiedene Botschaften: Wir finden die tiefe Initiation, die dem reinen Ruf der unsterblichen Seele verwandt ist, die unmittelbare gelebte Hingabe, die Erkenntnis und die persönliche Meisterschaft im höchsten Opfer, die in der Summe der Nachfolge Christi entsprechen, und wir finden auch die Möglichkeit eines Verständnisses, das für uns alle möglich ist: das ist die Verehrung, die Danksagung, die Dankdarbringung, der Lobpreis und das Gedenken an die Großartigkeit jenes Opfers. Beide Wege sind wohl immer in einer inneren, ungesehenen Seite in der Persönlichkeit verwoben. In vorbildhafter und vortrefflicher Weise kann nur der zweite Weg zu einer allgemeinen Gemeinschaftslehre und institutionierten Kirche erhoben werden. Beide Wege sind notwendig: der sogenannte initiatorische oder esoterische der der Nachfolge Christi entspricht, bedarf einer eigenen Grundlage, die im allgemeinen für das weite Volk nicht gelehrt werden kann und für den Einzelnen nur nach langer Vorbereitung in Frage kommt, während der exoterische Weg, der den Sakramenten und Kirchen entspricht und eine Basis für alle bildet, die Menschen miteinander versöhnt und eine natürliche Gemeinschaft innerhalb der Religion und auch eine tolerante Weite für andere Religionen schafft. Eine vollkommene Erlösung in den geistigen Himmeln ist aber durch den exoterischen Weg noch nicht möglich.“ (70)

 

Das Bild des Bergsteigers, als weiteres Vorstellungsbild für die zwei Wege der Seele:

 

 Zum weiteren vertieften Verständnis über die Tragweite, die diese zwei Wege der Seele bei Heinz Grill haben, ist von ihm ein Bergsteiger beschrieben. Dieser Bergsteiger steht nun unten am Felsen und beobachtet von einem sicheren Platz aus die gefährliche und anspruchsvolle Felsformation. Er erforscht von einem sicheren Standpunkt aus die Schwierigkeit der Bergtour. Dies ist hier ein Bild für die Exoterik. Wenn nun der Bergsteiger in diese sehr anspruchsvolle Felswand einsteigt, so ist das im Vergleich die Esoterik. In philosophischer Hinsicht entspricht die Nachfolge Christi hier diesem Hineinklettern in die Felswand. (70)

 

Auch hier findet sich wiederum in beiden Vorstellungsbildern diese spezifische Bezogenheit in der Philosophie des Autors auf den Einzelnen oder das Individuum selbst. Esoterik und Exoterik findet sich danach nicht hier oder dort, sondern in der Seele jedes Menschen, als zwei Wege des Menschen selbst und sie erhalten auch hier jeweils die ihnen hier zugesagte Berechtigung.

 

 

13.4. „Esoterik“ und „Exoterik“ müssen im richtigen Verhältnis zusammenkommen

 

 

 Die Verwirklichung des Ideals ist nach der in der Philosophie von Heinz Grill getätigten Definition eine ganzheitliche Entwicklungsfrage, in welcher der Mensch derjenige ist, der „eine neue Dimension über seine Körperlichkeit hinaus erstrebt“. (72) Wie nun Esoterik und Exoterik als zwei theologische Begriffe tatsächlich zu verstehen und anzuwenden sind, im Sinne einer Verwirklichung eines Ideales, erscheint anspruchsvoll.  Eine sehr wesentliche Frage eröffnet sich unter anderem zum Beispiel hier mit dem richtigen Verhältnis, mit dem diese Wege von „Esoterik“ und „Exoterik“ auch zusammenkommen sollten? Schwerwiegende Fehler durch ungünstige Vermischungen von unterschiedlichen Ebenen zum Beispiel, können danach sogar eine falsche Synthese mit einem Scheitern auch von hochethischen Absichten mit sich bringen, wie Heinz Grill in einer früheren Schrift in Bezug zum 2.Vatikanischen Konzil der Kirche ausführte. (74) Wenn nun diese beiden theologischen Begriffe nicht bekannt sind, so kann schlussfolgert werden, dass auch solche falschen Vermischungen schneller passieren würden. Wie nun diese sogar zu einem Scheitern von wertvollen Projekten führen, wie Heinz Grill hierzu ausführt, dies ist demnach ein in der Kirche ein noch nicht erkanntes Forschungsfeld und könnte daher auch ein Faktor einer Krisen- und Konfliktsteigerung in der Kirche darstellen.

 

Zum besseren Verständnis, was Heinz Grill unter einem Zusammenkommen im richtigen Verhältnis, von „Esoterik“ und „Exoterik“, versteht, sind hier einige Stichworte aus einem Vortrag von Heinz Grill aufgezeigt, die hier in diesem Zusammenhang auch als grundlegend für eine Synthese dargestellt wurden.   (Siehe Begriffsdefinition von Esoterik und Exoterik im Gutachten) Hierzu einige Stichworte daraus:

 

*Der Schüler benötigt eine ausreichende, logische, klare, fundierte und exoterisch gehaltene Grundanschauung, worum es sich bei einer „Sekund“ in der Musik handelt.

 

Differenzierung des Tonerlebens:

 

*Als eine bestimmte Form der Welt

 

*Esoterisch: Das Seelenerleben als ein Gegenbild dazu, als ein ganz anderes Bewusstsein, mit einem ganz anderen Gefühlscharakter

 

*Dadurch, dass hier 2 verschiedene Erlebnisse vorliegen, müssen diese zwei Formen im Sinne des Erlebens im richtigen Verhältnis zusammenkommen, damit keine Verwirrung und kein Irrtum entstehen.

 

*Die Exoterik muss hier in der Sprache und Darstellung logisch ausgedrückt werden.

 

*Das Esoterische ist unklar für die Logik des irdischen Erlebens. Es darf jedoch nicht im Unklaren bleiben, sonst ist es nicht ausdrückbar.

 

*Es muss deshalb wieder für das Esoterische eine so klare Form des Exoterischen gefunden werden, dass es sich in der richtigen Ordnung des gesamten Ablaufes einfügen kann.

 

*Die esoterische Erfahrung (Anmerkung: Es ist hier eine Beschreibung gegeben, wie es möglich ist, diese zu erhalten), muss noch so lange bearbeitet werden, bis sie in der geeigneten exoterischen Form übergeführt werden kann.

 

*Gelingt der Schritt günstig,

 

 

 

„dann darf auch davon gesprochen werden, dass die einzelne Individualität bis in das Konkrete hinein durch den Geist stabiler und kräftiger geworden ist und dass die Form eines Ideals schließlich auch bis in die irdische Struktur organisiert wurde.“ (73)

 

Hier findet sich also auch in Bezug zu diesen zwei theologischen Begriffen eine Aussage, dass durch dieses Zusammenkommen im richtigen Verhältnis der beiden Begriffe eine Verwirklichung des Ideals oder eine Synthese von Geist und Welt hier entsteht, danach. Eine Synthese benötigt danach Sorgfalt, Ausdifferenzierung und konkrete und realistische Zuordnungsmöglichkeiten.

 

 Die Gefahr einer Vermischung von unterschiedlichen Ebenen ist danach sehr schnell vorhanden, - dies betrifft hier unter anderem auch den Umgang mit spirituelle Schriften, - mit einem weiteren Scheitern von auch gut gemeinten Projekten. (74) Genauso könnte jedoch umgekehrt damit ausgesagt werden, dass die theologischen Begriffe von Esoterik und Exoterik eine große Hilfe zur Wahrung von unterschiedlichen Ebenen und auch weiterhin für ein gutes und konstruktives Zusammenkommen von verschiedenen Ebenen geben. Mit den Begriffen Esoterik und Exoterik geht es sozusagen auch um Zusammenhänge mit grundverschiedenen Erlebens- und Erfahrungsweisen und unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten, wie sie zum Beispiel in unterschiedlichen Ebenen und Erfahrungsdimensionen besteht bei einer wissenschaftlichen exegetischen Abhandlung oder Interpretation einer Bibelstelle und dem originalen Bibeltext dieser Heiligen Schrift selbst. Sowohl die Ebene der exoterischen Begrifflichkeit, wie auch die esoterische müssen danach in ihrer eigenen spezifischen Wirklichkeit auch entsprechend erforscht werden. Hierzu erscheint es auch Konzentrationsschritte zu benötigen.

 

 

 

 

 

13.5. Bestätigt hier die Kirche die Aussage des Schriftstellers (Siehe Seite 1 des Gutachtens)?

 

Mit diesem bei Heinz Grill spezifisch ausgeformten Bedeutungssinn der zwei Begriffe Esoterik und Exoterik liegt eine Philosophie vor, die in dieser Weise in der Kirche nicht vorkommt. Es stellt sich also hier die Frage, ob sie in der Kirche fehlt? Welche Gefahrenpunkte sind hier vorhanden, die darauf hindeuten können, dass hier etwas fehlt?

 

*Das Bild eines Priesters in der Kirche ist heute geprägt von der Lehrmeinung, dass er in der Nachfolge Christi durch seine sukzessive Weihe bereits steht und dass er in der Verrichtung der Sakramentenspende sich durchlässig machen soll für den Heiligen Geist, so dass dieser durch ihn auf Grund dessen, dass die Kirche das Heilssakrament Christi ist, hindurch wirkt. Dieser Punkt erscheint sehr kritisch, weil hier quasi die Persönlichkeit des Einzelnen und seine Selbstverantwortung keine Rolle mehr spielt durch diesen medial anmutenden Handlungsvollzug. Die Gläubigen können sich im Rahmen der Messfeier, diesem anschließen und dadurch Erlösung ihrer Sünden erlangen, so besagt weiterhin sukzessiv die Lehre der Kirche.

 

 Auffällig ist hier die Passivität, dass hierzu die Gefahr besteht, dass das, was „Glaube“ hier ist, zu passiv genommen wird. Es stellt sich die Frage, ob nun tatsächlich allein durch die Aufrechterhaltung einer spezifischen Form der sukzessiven Weihe bereits die ausgesagte Wirkung einer Erlösung automatisch eintritt, oder ob nicht doch hierzu noch mehr benötigt würde? Spielt denn darin, so könnte zum Beispiel eine Hinterfragung lauten, die Moralität und die eigene Verantwortung in Bezug zu den Glaubensgeheimnissen tatsächlich keine Rolle?

 

Eine große Trennung wird in der Kirche konstruiert zur Stellung einer in der Sukzession geweihten Person und dem einfachen Gläubigen gegenüber dem Göttlichen.  Obwohl das zweite vatikanische Konzil von dem Wunsch der Kirche, einer „vollen, bewussten und tätigen Teilnahme aller Gläubigen“ spricht, frägt sich, wie diese dann ausschauen soll, wenn hier sogar die Stellung des Priester selbst in einer mehr medialen Ansicht der heutigen Lehrmeinungen besteht und hier die Individualität des Priesters eine sehr fragwürdige Stellung einnimmt, inwiefern sie da noch vorhanden sein darf.  Gerade dadurch macht sich hier wiederum eine Diskrepanz zwischen der von der Theologie festgestellten zunehmenden Individualisierung und einer praktischen Umsetzung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien, bemerkbar, die darauf deutet, dass hier etwas Neues benötigt würde.

 

*Hier macht sich die kritische Situation bemerkbar, die von einem Standpunkt ausgeht, den Heiligen Geist bereits zu besitzen. Das Kritische daran ist unter anderem, dass automatisch eine Passivität des Glaubens gefördert wird, da damit eigentlich schon alles bestens vorhanden ist im Sinne von Spiritualität. Hier fehlt etwas, das den Menschen aus diesem passiven Glauben enthebt, sodass er eine Selbstaktivierung und Selbstverantwortung für die Glaubensgeheimnisse, die von einem allgemeinen humanen Standpunkt aus betrachtet jedem Menschen eigen ist, wieder erhält.

 

 „Wie könnte hierzu ein aktiverer Standpunkt der Entwicklung aussehen und inwiefern kann hierzu die Idee und Erforschung einer Ausdifferenzierung in Esoterik und Exoterik eine Hilfeleistung bedeuten, sodass zum Beispiel der Priester in Ruhe und ohne Überforderung exoterisch die Spiritualität einerseits vermittelt, andererseits in seiner esoterischen Suche weiterhin eine erlösende Qualität in die liturgische Feier hineinführt (Siehe 13.3.)“, so könnte hier eine philosophische und theologische Forschungsfrage zu der Thematik der Vermittlung der Art und Weise von Spiritualität, lauten?

 

*Die heutige kirchliche Lehrmeinung ist geprägt davon, dass die Erkenntnisfähigkeit des Menschen, als ein geistiges Vermögen, keine Rolle mehr spielt. Auch hier frägt sich, wie eine „volle, bewusste und tätige“ Teilnahme an der Liturgie stattfinden könnte (4), wie sie im 2. Vatikanischen Konzil als Wunsch der Kirche erhoben wurde, wenn dem Menschen andererseits ein eigenes geistiges Vermögen und damit eigentlich eine geistige Urteilsfähigkeit abgesprochen wird?

 

Hierzu ist wohl die Frage berechtigt, was der Mensch an sich in seiner gesamten Existenz ist, im Gesamten der Weltenschöpfung? Es ist wohl sehr fragwürdig, dass die Kirche diesbezüglich schon alle Fragen beantwortet hat und damit keine weiteren Fragen mehr offen sind. Dazu kommt noch die nachweisliche Weiterentwicklung des Menschen, die dadurch Fragen, noch dazu auf eine spezifisch neue Weise sogar, eröffnet, die vielleicht vor 1 500 Jahren noch keinen Sinn gemacht hätten, sie zu stellen. Daher entstehen auf Grund der Weiterentwicklung des Menschen immer wieder neu und zeitgerecht neue Fragen, die darauf warten, dass neue Antworten hierzu gehört, erforscht, erkannt und schließlich sogar umgesetzt werden.

 

 „Gibt es denn tatsächlich “ zwei Wege der Seele“ im Menschen selbst und lassen sich diese in der Bibel auch entdecken (Siehe dazu 13.2. des Gutachtens)“, könnte zum Beispiel hier eine neue theologische und philosophische Forschungsfrage zu der neu eröffneten Thematik von Esoterik und Exoterik, lauten?

 

 Damit würde ein neues Erforschungsgebiet über die Geheimnisse der menschlichen Existenz in der Theologie eröffnet werden, welches damit auch neue Antworten für das zukünftige Selbstverständnis des Menschendaseins in das Leben rufen kann.

 

*Eine weitere innerkirchliche Thematik die hier genannt werden kann zu Esoterik und Exoterik, ist die Frage nach der zunehmenden Individualisierung des Menschen, die in ihren Auswirkungen, die sie zum Beispiel auf die Sukzession der Kirche und andere sukzessiven Systeme hat, vielleicht noch gar nicht ausreichend erkannt worden ist, aber deshalb, und das ist sehr kritisch zu sehen, doch wirkt und Folgen nach sich zieht, wenn keine entsprechenden Antworten dafür gefunden werden.  

 

Hierzu könnte ein kritischer Einwand zum kirchlichen sukzessiven System dahingehend lauten, dass sich doch auch der Mensch selbst verändert hat aber hier einem fixen unveränderten Glaubenssystem gegenüberstehend sich befindet, wie es sich eben in früheren Zeiten so herangebildet hat. Dass dies so auf Dauer nicht funktionieren kann und damit einen kritischen Konflikt- oder Krisenfaktor darstellt in der Kirche, ist logisch. Hier stellt sich unter anderem die Frage nach einem nötigen Freiraum für das Individuum selbst, um selber als mündiger Mensch, nach seinem eigenen individuellen Maß, sein Leben auch in spiritueller Hinsicht gestalten zu können. 

 

„Benötigt der Mensch heute tatsächlich auf Grund seines Entwicklungsstandes eine größere Ausdifferenzierung, wie zum Beispiel in Esoterik und Exoterik, um für sich einen nötigen Freiraum für eine ganzheitliche religiöse und spirituelle Lebensgestaltung zu finden (Siehe dazu 13.1. des Gutachtens)“, könnte hierzu eine theologische und philosophische Forschungsfrage lauten?

 

 Eine Folgewirkung zum Beispiel, die dadurch zutage treten kann, wenn keine wirklich konstruktiven Antworten hier gegeben oder gefunden werden, ist eine zunehmende Degenerierung des sukzessiven Systems, mit Schwächungen eigentlich auf alle Bereiche des Lebens, wie zum Beispiel auf eine lebendige Ausübung der religiösen Traditionen, sodass ein solcher innerkirchlicher Konflikt- und Krisenherd wiederum leicht zu Spaltungen und Trennungen führt und in Aggressionen gegenüber Dritten ausartet.  

 

*In der Theologie gibt es keine Wahrnehmung davon, dass es eine Esoterik und eine Exoterik gibt, wie zuvor beschrieben, die noch dazu im richtigen Verhältnis zusammenkommen sollten (Siehe 13.4. des Gutachtens). „Was soll denn das eigentlich sein“, könnte mit Recht ein Gegenargument hier lauten? Die Antwort benötigt hier wohl erst einmal ein Verständnis der Sache, worum es sich mit diesen zwei Begrifflichkeiten überhaupt handelt, einerseits und andererseits, wie eine entsprechende Erfahrung überhaupt zu diesen zwei Begrifflichkeiten gefunden werden kann. Hier ist damit auch ein Faktor angesprochen, dass für ein wirkliches Verständnis dieser Begriffe zumindest bis zu einem gewissen Grad, eine geistige Schulung unerlässlich ist, da es sich mit diesen zwei Begriffen von Esoterik und Exoterik um Wirklichkeiten handelt, die unterschiedliche Gesetzmäßigkeiten aufweisen. In einem gewissen Sinne könnte ausgedrückt werden, dass ich ja einen Weg erst dann kenne, wenn ich zumindest einmal auf diesem geschritten bin. Vielleicht liegt dieser Weg ja schon direkt vor meiner Haustüre und ich meine, dass er mir daher vertraut sein könnte. Aber nein, ein vorbeikommender Gast, der von den Erfahrungen auf diesem Weg spricht, wird mich lehren, dass mir da wohl noch einiges unbekannt ist. So könnte ich vielleicht meinen, dass in meinem langjährigen Umgang mit spirituellen Schriften, deren Inhalte mir schon längst klar sind. Aber nein, eine Person spricht plötzlich hierzu neue und vielleicht sogar nicht sogleich fassbare Worte aus. Dies kann in Bezug zu den Begriffen von Esoterik und Exoterik anscheinend auf jedem Gebiet passieren. So spricht Rudolf Steiner zum Beispiel von der Sekund (Siehe: Definition der Begriffe Esoterik und Exoterik im Gutachten) und spricht damit esoterische Worte über diese Musikintervalle, die vielleicht nicht sogleich im Fassbaren der eigenen Anschauungsmöglichkeiten und Überprüfbarkeit liegen, auch wenn sie vielleicht eine wertvolle Erweiterung in der Musik bedeuten würden. Wenn nun die Begriffe Esoterik, nicht vorhanden sind, so ist daher auch nicht bekannt, wie diese im richtigen Verhältnis zusammenkommen. Wenn dann aus dieser Unkenntnis heraus Fehler passieren und heute entsprechende Zusammenhänge weder auf philosophischem noch auf theologischem Fachgebiet getätigt werden können, noch in deren Folgewirkungen überprüft worden sind, stellt dies damit tatsächlich etwas dar, was in der Kirche fehlt.

 

Hierzu gibt es eine Aussage des Schriftstellers selbst, in der er Mängel und Scheitern in der Kirche feststellt, wenn unterschiedliche Ebenen nicht in ihrer spezifischen Gesetzmäßigkeit gewahrt werden. (74) Der Gefahrenpunkt wird von Heinz Grill mit „Wahrheitsansprüchen“ benannt. Daraus erfolgend werden weitere Wirkungen benannt, wie zum Beispiel das Scheitern von wertvollen Projekten. (74)

Das Fehlen dieser von Heinz Grill erforschten Begriffe von Esoterik und Exoterik in der Kirche, weist hier also auf Zusammenhänge mit Gefahren und großen möglichen Folgewirkungen auch innerhalb der kirchlichen Strukturen selber auf, wenn unterschiedliche Ebenen ungünstig miteinander vermischt werden. Dies hat damit weitere Auswirkungen auf innerkirchliche, sowie auch auf außerkirchliche Krisen- und Konfliktpotentiale, die heute noch weder erkannt, noch erforscht werden. Das Fehlen dieser philosophischen Gedanken in der Kirche fordert daher auf, das Entstehen von Wahrheitsansprüchen diesbezüglich zu eruieren. Denn Wahrheits- und Machtansprüche verursachen Verfolgungen oder Verunglimpfungen gegenüber Andersdenkenden einerseits, mit weiteren negativen Folgewirkungen und blockieren aber andererseits auch intern einen benötigten Fortschritt.