DIE PROBLEMATIK VON INSTITUTIONALISIERUNGEN (23.10.2019)
Die Entwicklung von Dialogfähigkeit entsteht heute durch die freie unabhängige Spiritualität, denn sie schenkt die dazu notwendige Unterscheidungsfähigkeit von destruierenden oder aufbauenden Kräften und deren Wirkungen. (1) Wie das funktioniert, das ist meines Erachtens eine Beziehungsfrage, daher auch eine Entwicklungsfrage, denn Unterscheidungsfähigkeit benötigt spirituelle Schulung und spirituelle Persönlichkeiten die dies lehren können, denn es sind viele, die den Geist aufrichten und nicht eine einzige Person.
Jeder Mensch kann es. Jeder Mensch hat die Fähigkeit sogar einer spirituellen Quelle oder auch Christus selbst eine heilsame Erkraftung zu geben. Dies benötigt eine freie individuelle Spiritualität, unabhängig von Einrichtungen, Bekenntnissen und Gruppen. Denn eine Wahrnehmung zum Gegenüber aufzubauen, den anderen sehen zu lernen ohne Beschönigungen aber auch ohne Projektionen, mit konstruktiver Kritikfähigkeit, ist nicht verpflichtbar und auch nicht tradierbar, es betrifft eine freie Aktivleistung der Synthese des Individuums selbst.
Die Problematik von Institutionalisierungen erscheint zum Beispiel im Wahrheitsanspruch von Heiligkeit der römisch-katholischen Kirche. Die Heiligkeit der Kirche wird heute sicherlich sehr kritisch gesehen in ihrer Stimmigkeit. Aber über diese heikle Frage, ob sie es ist oder nicht, schweigt man wohl besser. Im letzten, dem 2. Vatikanischen Konzil, deklarierte jedoch die römisch-katholische Kirche wiederum ihre Heiligkeit:
„Es ist Gegenstand des Glaubens, dass die Kirche, deren Geheimnis die heilige Synode vorlegt, unzerstörbar heilig ist.“ (2)
Hier wird etwas ausgesagt, das vielleicht eher als eine Entwicklungsmöglichkeit oder als ein Lebensziel einer individuellen Person, eines einzelnen Menschen, aber weniger einer religiösen Einrichtung zugeordnet wird. Die Gefahr, die ich in dieser Aussage sehe ist, dass hier ein gewisser theologischer Begriff, der Begriff „Heiligkeit“ von einer kirchlichen Einrichtung in Besitz genommen wird. Jeder, der sich also dieser anschließt, ist nach dieser Aussage zu folgern, automatisch ebenfalls in Besitz von Heiligkeit. Das stimmt aber einfach so nicht in Bezug zu diesem Begriff von „Heiligkeit“. Die Institution Kirche steht hier vor dem Menschen. Ein weiterer kritischer Faktor ist, dass damit eine Polarität geschaffen wird die fraglich macht, ob denn dann die Menschen außerhalb dieser religiösen Einrichtung, zum Beispiel Gläubige aus anderen religiösen Einrichtungen, wie zum Beispiel die evangelische, orthodoxe Kirche oder unkonfessionelle Christen oder Menschen aus anderen Religionen, nicht heilig sind?
Mit dieser Aussage ist ersichtlich, dass die Institution Kirche vor dem Menschen steht. Es ist daher heute zeitaktuell im Sinne der zunehmenden Individualisierung kritisch, dass so der Begriff „Heiligkeit“ seine inhaltlich mögliche Entwicklungsdimension in Bezug zum Menschen verliert. Es macht sich bemerkbar, dass hier der Mensch fehlt beziehungsweise dass hier zeitaktuell, im Sinne der zunehmenden Individualisierung benötigt würde, dass der Mensch mehr in die Mitte kommt im Sinne einer Synthese, also einer Selbstaktivität.
Dadurch bestätigt die Kirche hier, dass ihr Antworten fehlen im Sinne der Zeitaktualität, oder dass sie in der Theologie zu sehr nur Theorie bleiben. Daraus resultieren aber weiterhin innerkirchliche Konflikte und Krisen und es ist kritisch, dass damit intern Projektionspole erzeugt werden mit Beleidigungen gegenüber anderen, bei denen eine praktische Umsetzung zur Frage der Individualisierung des Menschen vorhanden sind, wie zum Beispiel in der Individuation bei Heinz Grill.
Es erscheint so nicht mehr notwendig zu sein, in einen Dialog zu treten mit dem der falsch oder Sekte ist. – Oder sogar dem Gegner entgegenkommen, oder dem der etwas gegen einen hat, bevor der Dienst für Gott beginnt, wie es in der Bergpredigt zum Thema „töten“ bezüglich Beleidigungen benannt ist, - also eine Wahrnehmung in neutraler bewertungsfreier Qualität im Sinne von Dialogfähigkeit zum Gegenüber aufzubauen.
Und das ist tragisch wegen der zunehmenden Desorientierungen und weil benötigtes so dringend fehlt. Damit steigert sich auch die Reformbedürftigkeit der Kirche.
Die Problematik von Wahrheitsansprüchen auf religiösem Gebiet ist sicherlich bereits von verschiedenen Seiten beleuchtet worden und darauf aufmerksam gemacht worden. So findet sich bei dem Sozialphilosoph Erich Fromm diesbezüglich zum Beispiel die wertvolle Möglichkeit, in Bezug zu Wahrheitsansprüchen mehr Verständnis zu erringen durch seine Ideen und Erforschungen von „Sein“ und „Haben“ die er unter anderem auch in die Thematik der Religionen und vor allem des Glaubens, aber auch des Wissens, transferierte. Danach gibt es also einen Sein-Zustand und einen Haben-Zustand des Menschen auch auf religiösem Gebiet. Gerade der Haben-Zustand jedoch ist dazu prädestiniert, so wie ich es verstanden habe, in Wahrheitsansprüche zu geraten die Wahrheit zu besitzen. Erich Fromm spricht hier von „konsumieren“ oder sich „einverleiben“ als eine rein „habende“ Haltung. (3) „Wissen“ im Sinne von „Sein“ benötigt danach als einen ersten Schritt ein Verständnis dafür, dass unser gewöhnlicher Verstand Täuschungen unterliegt:
„Unser Verständnis der Eigenart des Wissens bei einem Menschen, der in der Weise des Seins lebt, können wir vertiefen, wenn wir uns vergegenwärtigen, was Denker wie Buddha, die Propheten, Jesus, Meister Eckhart, Sigmund Freud und Karl Marx vertreten haben. Wissen beginnt in ihren Augen mit der Erkenntnis der Täuschungen durch die Wahrnehmungen unseres sogenannten gesunden Menschenverstandes;“ (3)
Es erscheint hier also verschiedene Arten von Wissen zu geben. In spiritueller Literatur lässt sich immer wieder feststellen oder es wird auch direkt verbalisiert: Hier handelt es sich um eine andere Ebene des Wissens:
„- Und er antwortete ihm und sprach: Wahrlich Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel; - und verkündigte ihnen auf dieses sein Leben, Sterben, Tod und Auferstehen (Matt. 16,21), anzuzeigen, dass die eigene Vernunft in dieser Welt-Witze und Weisheit die Person, welche Gott und Mensch war, nicht könnte in ihrer Vernunft erkennen noch begreifen, sondern er würde meistenteils nur von denen recht erkannt werden, welche sich ihm würden gänzlich einergeben und um seines Namens Willen Kreuz, Trübsal und Verfolgung leiden, welche ihm mit Ernst anhangen würden.“ (4)
Der evangelische Mystiker Jakob Böhme spricht hier von einem Wissen, welches weder durch äußere Vernunft gefunden, noch begriffen werden könne, sondern durch Erkennen des Christus. Zudem benötige es auch eine Haltung oder große Bereitschaft des „einergebens an Christus“, das sich hier in großen Herausforderungen und einem Ertragen von Beleidigungen, ja sogar Verfolgungen äußert. Es erscheint sich hier nicht um den herkömmlichen Weg einer Wissensaneignung auf rein äußerer Informationsbasis zu handeln.
„Die Wahrheit zu erkennen“- und „sie wird euch frei machen“ (Johannes 8,31)- wissen wir denn wirklich, wovon Christus hier redet? Nach Erfahrungsberichten von Geistforschern stehen große Opfer und Einsatz hinter der Verbalisierung spiritueller Literatur. In großer Mühe wurde hier die Bemühung unternommen, dem Menschen zukünftige Entwicklungsperspektiven aus den übersinnlichen Welten mitzuteilen, eine Zukunft, die ja erst in die Geburt tritt. Wenn zum Beispiel in der Johannesoffenbarung die Rede ist davon, dass er dieses Buch essen solle und es schmeckte süss und bitter (Offenbarung), dann verursacht das bei mir den Eindruck, dass, -was immer hier auch stattfand-, es sich hier nicht um eine leichtes und für jeden sogleich nachvollziehbares Geschehen handelte. Hier erscheint eine besondere Beziehungsfähigkeit zu den höheren Welten vorzuliegen und eine spezifische Antwort derselben. Die Bibelexegese hat vielleicht wichtiges geleistet, jedoch erscheint es spirituelle Ebenen des Wissens zu geben, in denen ein rein naturwissenschaftliches Vorgehen im Studium spiritueller Texte, seine Grenzen hat.
Interessant zur Problematik von Institutionalisierungen sind gerade auch die Vorträge von Heinz Grill zur Offenbarung von Johannes mit seinen esoterischen Aussagen über das Kräftewirken des „Tieres“, das hier für Wahrheitsansprüche steht. (7) Er benennt verschiedene Faktoren hinsichtlich einer Institutionalisierung spiritueller Impulse, wie: Erste eigene spirituelle Erkenntnisse zu einer heiligen Quelle, mangelnde Ausdifferenzierungen und Kennzeichnungen auf theologischem oder philosophischem Gebiet oder das Entstehen von „inneren Autoritäten“. Es geht hier also wohl um Entwicklung und Bewahrung von Beziehungsfähigkeit auch im Blick auf Versuchermächten oder einer Unterscheidungsfähigkeit von aufbauenden oder destruierenden Kräften. Gerade seine Geistforschungen stellen hier ein noch unentdecktes Forschungsfeld für die Philosophie und Theologie dar und können reichhaltige Möglichkeiten für einen wichtigen Beitrag zur Friedensforschung eröffnen.
Die Geistforschungen von Heinz Grill bezüglich dem Umgang mit übersinnlichem und spirituellem Wissen führten zum Beispiel zu seinen Studienergebnissen einer Erstellung einer exoterischen Ordnung im Neuen Yogawillen. Nach meinem Verständnis geht es hier unter anderem auch darum, wie eine esoterische Ebene des Wissens mit einer exoterischen Ebene des Wissens in einem günstigen Verhältnis zusammen kommen, damit dies keine weiteren Wahrheitsansprüche verursacht. (5) Die Ausdifferenzierung der Begriffe Esoterik und Exoterik in diesem Sinne fehlt heute aber in der Institution Kirche in weiten Strecken. Aber gerade dieser Aspekt einer „Unterscheidungsfähigkeit“ -„ viveka“ weist hier auf verschiedene Ebenen von „Wissen“ hin und der Beziehungsfähigkeit des Menschen, intensivere Anschauungen zu einer Sachlage erringen zu können. So führt ein spiritueller Weg nach Heinz Grill, ausgehend von einer spirituellen Quelle, von vicara (Reflexion)- zu anubhava (einfühlsame Empfindungen) – zu viveka (die Verwirklichung des Lebens im Sinne einer großen Arbeit der Unterscheidung) – und schließlich zu yoga (Meisterschaft über alle Handlungen). Es betrifft diese Zuordnung hier die Entwicklung des Herzzentrums oder Anahata cakra mit seinem Empfinden von Mitte - Christus. (5)
Es erscheint sich hier mit Spiritualität also um eine Entwicklungsfrage zu handeln. Unterscheidungsfähigkeit im Sinne von einem höheren Wissen will also gelernt werden. Es benötigt wohl Erfahrung und eine wachsende Kapazität. Ein Arzt, der gute Diagnosen geben kann, besitzt auch die dafür nötige Unterscheidungsfähigkeit. Wenn er gute Diagnosen erstellen kann, dann ist er damit auch eine Autorität auf diesem Gebiet. Doch ist es nicht sogar bereits hier ein Geheimnis, das nicht auf einer rein physischen Ebene erklärt werden kann, bei aller Lebenserfahrung, wie diese Person dazu gekommen ist? Sicherlich musste er sich um viele Patienten und deren Gesundheitsbedürfnissen bemühen bevor er diese zunehmende Meisterschaft in der Diagnoseerstellung errungen hatte.
Jedoch weist hier Heinz Grill nun darauf hin, dass auch in der Theologie bereits sogar der Blick dazu verschwunden ist, dass Unterscheidung mehr als nur die heute oberflächliche Bedeutung hat:
„Man reflektiert heute das Evangelium und diskutiert es aus dialektischer oder persönlicher Interpretation. Die Theologie nimmt sich in ihrer Form durchwegs wichtiger als die unmittelbare Beziehung zu Christus. Unterscheidung ist ein Wort, das man nur auf sehr oberflächlicher Ebene verwendet. Auf einer höheren Ebene versteht man das Wort heute nicht mehr. Das ist leider ein Zeichen der Zeit.“ (6)
Unterscheidung auf einer höheren Ebene wird heute in der Theologie danach nicht mehr verstanden. Auch hier erscheint der Eindruck von verschiedenen Arten von Wissen, über einen hier philosophisch gebrauchten Begriff. Diese Unfähigkeit der Unterscheidung ist hier als ein weiteres Zeichen der Zeit benannt das damit nicht nur eine Institution Kirche betrifft, sondern eine freie und unabhängige Spiritualität.
Die Qualität der Unterscheidungsfähigkeit jedoch sehe ich heute auch sehr stark als eine Verantwortung jedes Einzelnen an, aber hier steht heute in der Institution Kirche diese vor dem Einzelnen. Daher braucht es heute eine unabhängige und freie Spiritualität, damit sie nicht hinter den Mauern von Institutionen und Ashrams verschwindet. Selber sehe ich die Entwicklung von mehr Unterscheidungsfähigkeit als ein wichtiges Lernfeld zur eigenen Dialogfähigkeit. Doch das geht nicht, wenn Andersdenkende beleidigt und verfolgt werden, denn Beleidigungen verletzen diese Freiheit des Menschen. - Miteinander reden zu lernen, das braucht heute mehr denn je die Unterscheidungsfähigkeit im Studium aufbauender und destruierender Kräfte, um zu einer neutralen bewertungsfreien Sichtweise einer jeweiligen Sachlage zu kommen.
(1) Mit destruierenden oder aufbauenden Kräftewirkungen möchte ich hier mehr allgemeine bestehende moralisierende Kräfte der Zeitgeisterscheinungen im Gegensatz zu mehr höheren oder sogar spirituellen Bewusstseinskräften benennen.
Zum Vergleich: Die Friedenskarte von Heinz Grill, www.heinz-grill.de, Archiv 2017
(2) Kleines Konzilskompendium, TB, Seite 169, Karl Rahner, Herbert Vorgrimler
(3) Haben oder Sein, TB, Seite 36 ff und Seite 48, Erich Fromm
(4) Von der Menschwerdung Jesu Christi, TB, Seite37 und 51, Jakob Böhme
(5) Konstellationen der Seele, Seite 28, Heinz Grill
(6) Die Kirche und ihr geistiger Weltenzusammenhang, Seite 46 ff, Seite 17, Heinz Grill
(7) Die Offenbarung nach Johannes, Vorträge, Seite 80, Heinz Grill
Hier ein Beispiel, in dem ersichtlich wird, dass es sogar wichtig ist, destruierende Kräfte in ihren Wirkungen auf spezifische Situationen einer bestimmten Zeit weiter zu differenzieren und dass dies unter anderem sogar eine wertvolle Friedensforschung darstellt:
*Auszug aus einem theologischen Gutachten:
12.3. Kirchengeschichtliche Aussagen über Weltenverhaftung und Weltenflucht bei Heinz Grill
In den Konfrontationen der Kirche gegenüber anderen Glaubensformulierungen, sieht der Schriftsteller einen sinnbildlichen Kampf zwischen Ahriman und Luzifer. In dem festen fixen sich zunehmend verweltlichenden Kirchensystem sieht er mehr die ahrimanische Versuchung sehr stark enthalten, während er in den fixen Glaubenssystemen wie das der Gnostiker, die sich in das Geistige hineinleben wollten und das Weltliche verneinten oder verleugneten, mehr die luziferische Versuchung beheimatet sieht. Da danach in diesen zwei Gruppierungen sehr starke Polarisierung bestanden, die sich nicht vertrugen, bekämpften sie sich schließlich auch vehement. Die eine Gruppierung bekämpfte die Weltentfremdung der Gnostiker, die Gnostiker bekriegten die Weltverhaftung des Kirchensystems, da sich diese Mächte nach den Worten des Schriftstellers, nicht verbinden können:
„So blühte und tobte dieser Kampf zwischen Ahriman und Luzifer schon in den frühesten Zeiten des Christentums und reicht bis heute herein in unsere theoretischen Theologien und wortgewandten Philosophien.“ (63)
12.6. Der Synthesegedanke als Erweiterung zu neuen zukünftigen Friedensperspektiven und Problemlösungen im sozialen, religiösen und kulturellen Umfeld des Menschen
Auffällig ist bei Heinz Grill, dass er, wie im Punkt 12.3. aufgezeigt wurde, von zwei fixen Glaubenssystemen oder Konfessionen spricht, die sich polarisierend und unverträglich gegenüberstehen und schließlich in sehr heftigen Kriegsausbrüchen sich bekämpfen. Hier ist also auch ein sehr starker und ernstzunehmender Kriegsfaktor benannt mit diesen Polaritäten von Weltenverhaftung und Weltenferne.
Die Individuation wird im Bezug zu diesen Polarisierungen, als. eine neue Mitte gesehen, in einem Ringen um einen lebendigen Glauben und sogar einer Realisation oder Verwirklichung des Glaubens. Der Einzelne selbst übernimmt hier dadurch die Verantwortung über eine Fortsetzung der sakralen Glaubensgeheimnisse. Sozusagen das Ergebnis dieser Bemühung ist dann eine Synthese, die eine Verbindung darstellt zwischen Welt und Geist und dadurch auch ein zunehmendes Verständnis und Verbindung zu geben vermag, zu den Polarisierungen von einer Verhaftung hinein in die Welt oder einer
Flucht durch ein Hineinleben ins Geistige. Die Antwort auf diese Problematik, die hier als durch Widerstandsmächte verursacht angesehen wird im Leben des Menschen, liegt im Menschen, also im Personalen des Menschen selbst. Bei Heinz Grill ist es die Individuation, die eine Synthese von Welt und Geist ermöglicht und eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen Welten schafft. (67)
12.7. Lassen sich hier Aspekte in der Situation der Kirche erkennen, in der die Kirche selbst die Aussage des Schriftstellers bestätigt?
Hier stellt sich die Frage, inwieweit in der Sukzession der Kirche diese Problematik der benannten Polarisierung und deren Zusammenhang mit Versucherkräften, erkannt wird? Mit einem Blick zum Beispiel auf die Aussagen im zweiten Vatikanischen Konzil, dem letzten wichtigen Konzil der Kirche, findet man im Konzilskompendium der Kirche keinerlei direkten Bezug oder Ausdifferenzierung, was man unter „Teufel“ überhaupt verstehen könnte und damit auch keinerlei Hinweise auf zeitgeschichtliche Ereignisse, oder etwaiger Polarisierungen, die einen Zusammenhang mit Versucherkräften in dem hier dargestellten Sinne hätten.
In der Kirche ist wahrscheinlich der häufigste Zusammenhang zu dem Begriff „Teufel“ im Katechismus hergestellt zu dem was Sünde ist hinsichtlich der 10 Gebote. (68)
Gefahrenpunkte:
Ein Zusammenhang von zwei verschiedenen Versuchermächten hinsichtlich einer extremen Polarisierung zwischen Geist und Welt und damit auch eine weitere Erforschung über ihre spezifische Wirksamkeit und auch über die Stellung des Menschen selbst in diesem Spannungsfeld, auch in Hinblick auf die heutige Zeit, fehlen in der Kirche.
Der Synthesegedanke einer Verbindung oder auch einer Vermittlung zwischen Geist und Welt zu sein und die Wahrnehmung zu einer Konkretisierung, die eine solche Aufgabenstellung hätte, wie er bei Heinz Grill praktisch umgesetzt wird, fehlen.
Hier stellt sich damit auch die beklemmende Frage, ob damit nicht auch ein wichtiges zeitaktuelles Forschungsgebiet in der Theologie als Beitrag für den Frieden in der Welt und unter den verschiedenen christlichen Bewegungen, Konfessionen und unter den verschiedenen Religionen fehlt?
Wie kommt es aber wiederum doch zu Wahrnehmungen und Reaktionen durch die Kirche gegenüber dem Schriftsteller?