Damit mein Anliegen verstanden werden kann, ist es sehr wertvoll, einmal den Blick darauf zu werfen, mit welchem System wir es in der Kirche zu tun haben. Dieses System ist mit dem Begriff Sukzession benannt und dies ist das System, das wir alle kennen und nach dem wir auch alle denken. Wir sind im Denken dieses Systems aufgewachsen und denken im Allgemeinen also sukzessiv. Im Vergleich dazu gibt es einen Geistschulungsweg bei Heinz Grill, der neu ist und den er mit dem Begriff „Individuation“ benennt. Selber habe ich ein Theologiestudium absolviert, bin auch sehr interessiert an philosophischen Fragen und auch das Studium des geistigen Schauens mit dem Hauptreferenten Heinz Grill empfinde ich als sehr bereichernd. Von diesen fachlichen Qualifikationen ausgehend stellt sich das sukzessive System für mich dar als ein System, das von seiner Anschauung her vom Christus ausgehend zur Kirche und ihrem Klerus als Stellvertreter Christi und der Kirche, dem Einzelnen über die Sakramente eine spirituelle Substanzerkraftung gibt. Im Vergleich steht bei Heinz Grill im Ausgang einer spirituellen Substanzerkraftung das einzelne Individuum selbst, das weiterhin dann durch eine selbstaktive Ideenentwicklung und in einem gemeinschaftlichen Prozess sogar Christus selbst oder in einem mehr allgemeinen religiösen Begriff gesprochen, einer spirituellen Quelle selbst, eine spirituelle Substanzerkraftung geben kann. Das Neue, auf das ich hier in meiner Homepage hinweisen möchte und welches eine komplett neue Denkausrichtung beinhaltet ist, dass im Neuen Yogawillen bei Heinz Grill jedem Menschen die Fähigkeit zuerkannt wird sogar Christus selbst eine spirituelle Substanzerkraftung geben zu können. Der Mensch steht also bei Heinz Grill in der Mitte. Im Vergleich besteht im Denken des sukzessiven Systems der Kirche eine zu große Passivität des Einzelnen gegenüber den Glaubensgeheimnissen. Das einzelne Individuum empfängt hier nur passiv von Christus beziehungsweise der Kirche. Hier steht die Kirche vor dem Einzelnen.

 

An verschiedensten Faktoren ist es erforschbar, dass die Individuation bei Heinz Grill dem Menschen etwas zu geben vermag, was heute benötigt wird, also auch in der Kirche mit ihrem veralteten System benötigt wird. So gibt es den Faktor der Zeit, dass die Spiritualität auch eine der jeweiligen Zeit entsprechende Ausdruckgebung benötigt, da der Mensch ja in seiner Entwicklung nicht stehenbleibt, sondern sich ständig weiterentwickelt. Heute befinden wir uns zum Beispiel in einer Zeit großer Individualisierung. Hier besteht bei Heinz Grill eine konkrete und praktisch einsetzbare Antwort auf diese eigenständige Entwicklung des Menschen, während in der Theologie eine Antwort auf diesbezügliche bestehende Fragen und Probleme Theorie bleibt. Oder auch als weiteres Beispiel der Faktor einer geordneten Vermittlung von Spiritualität. Hierzu besteht bei Heinz Grill eine Fülle von Ideen über zwei Wege der Seele, wie sie danach auch im Evangelium zu entdecken sind. Daraus entwickelte er spezifische Begriffsdefinitionen von Esoterik und Exoterik und wie diese geordnet im richtigen Verhältnis zusammenkommen. Dadurch erhält der Einzelne die Möglichkeit zu einer freien, individuellen und persönlich angemessenen Standposition und Ausrichtung seiner eigenen Spiritualität im Alltag zu finden. Im Vergleich fehlen in der Kirche auf weiten Strecken eine entsprechende Ausdifferenzierung und Ordnung auf diesem Gebiet.

 

An wen möchte ich nun meine Worte richten? An die Kirche vielleicht? Mit meiner Homepage möchte ich weniger die Kirche ansprechen, - sollen sie doch selbst mit ihren Anliegen auf Heinz Grill zugehen, wenn sie seine philosophischen Inhalte benötigen. Im Moment ist ja das Gegenteil der Fall, dass Heinz Grill ständig von der Kirche beleidigt wird.

 

UNABHÄNGIGE SPIRITUALITÄT

 

Vielmehr möchte ich mich mehr an die Allgemeinheit richten, an jene Menschen die sehen, dass hier etwas zu Ende ist, die sehen, dass es so nicht mehr weiter geht, dass auf die gewohnte alte Weise nicht mehr eine Verbindung zur Spiritualität mehr möglich ist – diese aber so dringlich fehlt.- Wie dies ja auch mein eigener Eindruck war im Ausgang meiner Studien, dass der Mensch dringend Spiritualität benötigt und damit Möglichkeiten benötigt, wie er wieder in eine spirituelle Verbindung kommen kann. Die Rede ist hier von einer unabhängigen Spiritualität:

 

*Unabhängig von Einrichtungen

 

*Unabhängig von Bekenntnissen

 

*Unabhängig von Gruppen

 

Dies stellt damit etwas Neues dar. Allgemein ist es in der Welt der Fall, dass Neuigkeiten nicht immer freudig begrüßt werden. Auch auf der Universität selbst sogar, gibt es zum Beispiel das Phänomen, sodass manchmal ein gutes und gelungenes Forschungsergebnis nicht auf Freude, sondern sogar auf aggressive Abwehr stößt, denn Neuigkeiten hätten Konsequenzen. So reagiert die Kirche auf den Schriftsteller mit herabwürdigenden und kategorisierenden Beleidigungen und es frägt sich, ob sie dies nicht gerade deshalb tut, weil sie die in seinen Schriften beinhaltete Philosophie benötigt? Wenn jemand etwas benötigt vom anderen, so sind Beleidigungen leicht schneller der Fall. Eine Beleidigung ist aber Erniedrigung. Die Freiheit des Menschen ist damit verletzt. Dies ist somit ein allgemeines Problem. Es ist wichtig, die Sache anzuschauen und zu kennzeichnen. Denn „Sekte“ ist eine Beleidigung. Dies ist keine Kritik, sondern eine Beleidigung.  Das ist ein großer Fehler. Angriffe gegenüber einem anderen auszuüben ist das Gegenteil einer Kritik. Kritik soll und darf jeder am anderen ausüben. Dies ist förderlich und wertvoll. Heinz Grill zum Beispiel kritisiert auch die Kirche. Bei genauer Betrachtung dieser Kritiken sind diese jedoch weiterführend und tragen eine Entwicklungsdimension in sich.

 

DIE WIRKUNGEN VON KRITIK

 

 Wenn jemand keine Kritik bekommt, obwohl sie angebracht ist, so hat dieser Mensch eine wichtige Lernanforderung nicht erhalten und daher ist im eigentlichen ein großer oder zumindest ziemlicher Nachteil für seine Ausrichtung in die Zukunft daraus für diesen entstanden. Kritik zu erhalten ist niemals ein Nachteil, sondern immer ein Vorteil. Wenn jemand Kritik annehmen kann, so bewirkt dies eine Möglichkeit, dass im optimalen Fall neue Gedanken und Inhalte in die eigene Anschaubarkeit kommen können und eventuell in weiterer Hinsicht altes und unbrauchbar gewordenes erkannt und sogar losgelassen werden kann. Kritik bewirkt dann Entwicklungsförderung. Wenn jemand keine Kritik annehmen kann, so bewirkt dies unter Umständen Ärgernis oder dass der Kritisierte den Kritikgeber sogar angreift.

 

DAS BEISPIEL EINER KRITIK VON HEINZ GRILL AN DIE KIRCHE

 

Es gibt den Vorwurf an Heinz Grill, dass er die Kirche bekämpfen würde. So kann das auch wieder nicht gesagt werden. Der Schriftsteller sorgt sich sehr wohl um die Kirche. Dies ist auch in seiner Kritik an der Kirche sichtbar.

 

Zum Beispiel beschreibt Heinz Grill in einem Aufsatz über Suggestion, dass ein Schreiben, dass sich darum bemüht, Glaubensfragen mit rationaler Logik, empfindsamem Gewissen und einem wirklichen Wahrheitsgefühl aufzuzeigen, viele Menschen besser erreichen und zum Frieden in der Welt beitragen könnte. Das Gegenteil davon sind Lügen und Suggestionen. Hierzu eine Kritik von Heinz Grill über den Umgang mit Begriffen in der Kirche:

 

„Die Gefahr, vom theistischen zum atheistischen einen extremen Gegenpol zu schlagen, besteht grundsätzlich in der Kritik an der Kirche. Mit den Ausführungen über den Kirchenbegriff, der keinen Wahrheitsanspruch an sich selbst dulden dürfte, könnte sich eine Institution frei in das gesellschaftliche Leben einfügen und würde weitaus flexibler und kompetenter für religiöse Fragen eintreten können. Als Institution mit geistlichem und sakralem Anspruch kann sich keine logische Stellung der Kirche im Sinne einer Gesamtentwicklung der Welt definieren. Nicht die Kirche als gesellschaftliche Institution ist deshalb das Hauptproblem, sondern der Wahrheitsanspruch, der aus der Ekklesiologie selbst hervorgeht, bewirkt die vielen Spaltungen, den Unfrieden und nicht zuletzt sogar eine vollkommene Unverhältnismäßigkeit in allen Weltanschauungsfragen.“ (1)

 

Hier ist eine Kritik enthalten von Heinz Grill an die Kirche, dass der Wahrheitsanspruch, der aus der Ekklesiologie selbst hervorgeht, spezifische Wirkungen zeitigt, wie Spaltungen, Unfriede und Unverhältnismäßigkeit in allen Weltanschauungsfragen. Um die Wahrheit dieser Kritik zu erforschen, benötigt es einerseits ein Verständnis davon, was der Schriftsteller unter „Wahrheitsanspruch“ versteht, andererseits benötigt es auch eine Erforschung von vergangenen und heute bestehenden innerkirchlichen und nach außen getragenen Konfliktfeldern der Kirche selbst in ihrer Geschichte im Zusammenhang mit Wahrheitsansprüchen.

 

Andererseits kommt in diesem Text nicht nur Kritik an der Kirche vor, sondern auch eine weiterführende sehr neue und ungewöhnliche Idee:

 

„Mit den Ausführungen über den Kirchenbegriff, der keinen Wahrheitsanspruch an sich dulden dürfte, könnte sich eine Institution frei in das gesellschaftliche Leben einfügen und würde weitaus flexibler und kompetenter für religiöse Fragen eintreten.“

 

Hier ist also eine Idee aufgezeigt, dass der Kirchenbegriff ohne Wahrheitsansprüche nicht nur auskommen könnte, sondern sogar, dass ein Kirchenbegriff, der frei von Wahrheitsansprüchen wäre friedensstiftende Wirkungen erzeugen würde. Die Rede ist sogar davon, dass man das nicht dulden dürfte.  Das heißt man müsste sich eigentlich sogar dagegen verwehren, sodass „Kirche“ als Begriff gesehen, sich befreien und frei bleiben kann. Hier ist also eine Entwicklungsperspektive beinhaltet.

 

(1) Aufsatz zu Suggestionen von Heinz Grill, 2. Februar 2018, www.heinz-grill.de

 

 

 

 BELEIDIGUNGEN VERLETZEN DIE FREIHEIT DES MENSCHEN

 

Durch Beleidigungen wird ein Unrecht geschaffen, indem der andere erniedrigt und abgewertet wird. Dadurch wird die Freiheit des Menschen verletzt. Wo beleidigt wird, besteht eigentlich keine offene Dialogbereitschaft. Denn mit einem anderen in Beziehung zu treten bedeutet, eine Wahrnehmung aufzubauen. Die Freiheit hier ist, dass ich mir beide Parteien anschauen kann: Die der Kirche und die von Heinz Grill. Dadurch habe ich die Freiheit, eine Kritik ohne Bewertung zu schaffen. Durch Beleidigungen jedoch wird diese Freiheit verletzt.

 

AUSZUG AUS EINEM THEOLOGISCHEN GUTACHTEN:

 

 

 

3. Begriffsdefinitionen für das Gutachten:

 

Dieses Wissensgebiet, wie ein Ideal verwirklicht wird, stellt gewissermaßen ein Lernfeld dar, - die Individuation. Der Bedeutungssinn des Begriffes „Individuation“, wie er hier verstanden wird, unterscheidet sich jedoch komplett von anderen Begriffsbedeutungen, die auch diese Bezeichnung haben (zum Beispiel von den psychologischen Konzepten des Psychoanalytikers C.G. Jung). In gewisser Hinsicht, als ein Gegenbild zur Individuation, wird danach hier von der Begrifflichkeit die Sukzession genannt, somit auch die Sukzession der Kirche mit der apostolischen Sukzession, wie die römisch-katholische Kirche sich selbst diesbezüglich definiert.

 

3.1. Die Einweihung oder Initiation

 

Hierzu gibt es sicherlich vielfältigste Literatur. Als ein Beispiel für eine Definition dieses Begriffes, wird hier die Begriffsbedeutung in den Schriften von Rudolf Steiner genannt. Danach ist ein Eingeweihter eine Person, die gewisse spirituelle Erfahrungen in die höheren Welten, zu geistigen Wahrheiten und geistigen Gesetzmäßigkeiten besitzt und selber auch Einweihungen oder Initiation geben kann. Wie eine Einweihung geschieht, - oder auch in früherer Zeit, - geschehen ist, das ist von ihm unter anderem in seinen Ausführungen über das Johannesevangelium zu lesen.  Ein allgemein bekanntes Beispiel ist danach im Neuen Testament Johannes der Täufer, der Jesus von Nazareth durch eine „Taufe“, die danach initiatorischen Charakter hatte, im Jordan ihn in diese hineinführte. Nach Rudolf Steiner ist also auch Jesus von Nazareth durch eine initiatorische Situation hindurchgegangen. Danach gibt es seit dem „Ereignis von Golgota“ unter anderen Einweihungen, wie zum Beispiel die Einweihungen im Yoga, auch die christliche Einweihung und er benennt 7 Stufen der christlichen Einweihung. (13)

 

3.2. Die Sukzession

 

Die Bedeutung des lateinischen Wortes heißt „Nachfolge“. Das Wort wird in verschiedenster Hinsicht genützt, in der Botanik, im Rechtswesen oder auch in einer Thronnachfolge. Auf religiösem Gebiet spielt dieses Wort eine große Rolle und wird hier nicht nur als eine Amtsübertragung, sondern meistens auch als die Übertragung einer Befähigung gesehen, eine spirituelle heilsame Kraft weiter geben zu können. Dieses Übertragungsritual wird von einer quasi bereits eingeweihten Person auf dessen Schüler ausgeübt, der damit zu seinem Nachfolger wird. Beispiele von Sukzession sind das jüdische Lehrhaus, die Mysterien oder die Philosophenschulen im Mittelmeerraum in der Antike. Bekannt ist heute auch das Reiki, das von Japan kommt und das sukzessiv die Weitergabe einer Befähigung der Kraftübertragung eines Heilsstromes tätigt. Auch im Yoga gibt es die Sukzession eines Gurus, der seinem Schüler Einweihungen in die höheren Welten gibt. (14)

 

 

 

3.3. Die (apostolische) Sukzession der Kirche:

 

Die römisch-katholische Kirche übt die Ämterübertragungen in der Kirche in einer Sukzession aus. Sie definiert ihre Art der Sukzession folgendermaßen:

 

Die Apostolische Sukzession im vollen Sinne besagt die ununterbrochene rechtmäßige Nachfolge der Apostel durch die Bischöfe von den Aposteln her bis heute. Diese Nachfolge besteht aufgrund der gültig gespendeten Bischofsweihe und der rechtmäßig übertragenen Befehlsgewalt. In diesem Sinne ist sie nur in der römisch-katholischen Kirche vorhanden.“ (15)

 

„Wie nach der Verfügung des Herrn der heilige Petrus und die übrigen Apostel ein einziges Kollegium bilden, so sind in entsprechender Weise der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden.“ (15)

 

Nach der Kirchenkonstitution der römisch-katholischen Kirche, sind die Bischöfe und Priester der Kirche durch die Weihe, welches ein eigenes, nicht für alle Gläubigen gültiges Weihesakrament ist, als Stellvertreter und Nachfolger Christi autorisiert und legitimiert als Träger spezifischer Sakramente. Diese Weihe, die nur in der römisch-katholischen Kirche in dieser spezifischen Begriffsbedeutung vorkommt, gibt ihnen danach Befugnis und Befähigung der Heiligung und der spirituellen Lehre. (15)

 

3.4. Die Individuation bei Heinz Grill

 

Individuation bei Heinz Grill ist die Grundlage seines Yoga. Danach besteht hier ein Verständnis, dass in der Seele jedes Menschen sein Lebensauftrag ruht, der von ihm im Laufe seiner spirituellen Entwicklung entdeckt werden kann. Der initiatorische Charakter der Individuation begründet sich ausgehend von einer spirituellen Quelle. Der Individuationscharakter prägt hier also auch die Lehrer-Schüler-Beziehung. Von dieser ausgehend, steht das Lernfeld einer Ideenentwicklung des Individuums selbst, bis zu einer Verwirklichung derselben, in der Mitte. Dies bedarf eines inneren Aufstieges der Willenskraft, der Gedankenkraft und der Empfindungskraft des Einzelnen.

 

Theologische Bezüge zu Einweihung lassen sich hier in einer spezifischen Sichtweise von Transformation erkennen, in der ein Gnadenwirken und eine spezifische Ich-Aktivität des Individuums, zu der Entstehung einer „personalen Mitte, die Liebe ist“, im Menschen selbst führt. Des Weiteren wird das Gegenteil von Individuation in einem theologischen Zusammenhang, hier mit einer „Anhaftung an begrenzte Glaubensformen“ benannt. Danach gibt es eine Analogie zu „gelebtem Glauben“ im Gegensatz zu „fixiertem Glauben“, im Sinne des hier definierten Begriffes der Individuation. (16)

 

3.5. Beispiel für Individuation: Die Analogie von „gelebtem Glauben“ zu „fixiertem Glauben“, zum Begriff Individuation

 

In seinem Buch „Die Kirche und ihr geistiger Weltenzusammenhang“, spricht Heinz Grill davon, dass es zum Verständnis des Themas einer Synthese von Geist und Welt, als eine Aufgabe der Kirche, vorteilhaft ist, die Begriffe „gelebter Glaube“ oder „fixierter Glaube“ zu erörtern, da hier eine Analogie besteht zu dem, was in seinem Yoga „geistige Individuation“ ist im Gegensatz zu einer „Anhaftung zu begrenzten Glaubensformen“. Somit könnte eine Definition von „gelebtem Glauben“ im Vergleich zu einem „fixiertem Glauben“, hier vielleicht einerseits einen angemessenen Zusammenhang des von ihm geprägten Begriffes „Individuation“ zum theologischen Fachgebiet eröffnen, andererseits aber auch zu einem weiteren wichtigen Aspekt einer Erforschung der Fragestellung des Gutachtens führen:

 

Erörterung der Begriffe „gelebter Glaube“ zu „fixiertem Glauben“:

 

Glaube ist im Neuen Testament, sowie auch in der Theologie ein stark gebrauchter Begriff. Wie sieht nun Heinz Grill selbst den Glaubensbegriff?

 

Zum Begriff „Gelebter Glaube“: Zur hier bemühten Erörterung kann eine Aussage von ihm dazu dienlich sein, dass bei ihm im Sinne von „Glaube“ mehr die vom Yoga kommende Definition im Bedeutungssinn des Sanskritwortes „Shraddha“, gemeint ist und weniger das von der israelische-jüdischen Tradition kommende „Emuna“, von dem auch das Wort „Amen“ herstammt und das mit dem Ausdruck „so ist es“, übersetzt werden kann . Der Vergleich dieser aus verschiedenen philosophischen Hintergründen entstammenden Definitionen könnte hier interessant sein, da der Autor gerade dem Wort „Emuna“ eine Tendenz zu einer eher statischen Festlegung des Glaubensbegriffes zuschreibt. Wenn man nach diesem Wort im allgemeinen Gebrauch sucht, findet man zum Beispiel, dass „Emuna“ eine starke Affinität zu einem Feststehen in alten religiösen Überlieferungen hat. (17) Das Wort „Shraddha“ ist bei ihm im Vergleich folgendermaßen beschrieben:

 

„Im Vergleich ist der Glaubensbegriff in Sanskrit aus der Wurzel „dha“ abgeleitet und will auf die Rolle des „Platzierens“ hinweisen. Das Individuum nimmt nicht nur in der Treue, im Ausharren und im sicheren Vertrauen auf die Festigkeit des Wortes eine Botschaft des Geistes an, sondern verlagert im Sinne des dynamisch wachsenden Geistes das Bewusstsein immer wieder neu und auf reinere Weise an den Ort einer idealen Realität, die das irdische Begriffsvermögen übersteigt.“ (17)

 

Hier zeigt sich bereits gerade in der immer wieder neuen grenzüberschreitenden oder den momentanen Zustand übersteigenden,- Aktivität einer Verlagerung, ein Unterschied zu einem mehr feststehenden Glaubensbegriff. Hier spielt damit auch der Zeitfaktor eine große Rolle.

 

Zum Begriff „fixierter Glaube“: Glaubensfixierungen werden in ihrem Entstehen hier so gesehen, dass bei einem fixierten Glauben dieser zu einem Besitztum wird, das mehr ein „Haben-Zustand“ darstellt und kein „Sein-Zustand“, in Hinblick zur Sozialphilosophie von Erich Fromm. Dies bewirkt danach, dass man seinen eigenen Glauben verteidigen und andere in ein schlechtes Licht rücken muss:

 

„Der Materialismus zeigt sich in seiner psychischen Ausformung wie ein Besitztum, das es gegenüber anderen zu verteidigen gilt. In dieser psychischen Bewegung, die unsere Zeit mit sich bringt, besteht nach außen jenes Zeichen, dass bei jeglicher Berührung, bei jeglichem Antasten diese innere Autorität mit Aggression, mit heftigster Verteidigung, mit heftigster Abwehr reagiert. Christen beginnen sich gegenüber anderen Christen zu verteidigen.“ (18)

 

Hier ist auch ein verhängnisvoller Aggressionsfaktor auf religiösem Gebiet benannt, durch eine innere Autorität, entstanden aus einer Glaubensfixierung. 

 

Ein Gegenteil von Glaubensfixierung, die letztendlich auch einen sehr bedenklichen Aggressionsfaktor hervorrufen können, ist hier also ein gelebter Glaube benannt. Kriterien eines gelebten Glaubens, die hier wahrnehmbar sind, ist der Zeitfaktor und auch eine Überwindung vergangener Glaubensverständnisse zu Gunsten einer sich erweiternden und sich weiter entwickelnden, sich sogar auch im alten Standpunkt ständig zu Gunsten neuer, sogar das irdische übersteigenden, Erkenntnisse auf dem Glaubensweg, wahrnehmbar, also eine ständig sich erweiternden Haltung, zu seinem eigenen einmal errungenen Glaubensverständnis. (17 und 18)

 

 

 

3.6. Esoterik und Exoterik bei Heinz Grill

 

Diese Begriffe betreffen ein langjähriges geistiges Forschungsgebiet des Autors. Vereinfacht ausgedrückt geht es hier um die Frage der Vermittlung von Spiritualität.

 

 In Bezug zu den Begriffen Esoterik und Exoterik ist hier eine wesentliche Fragestellung damit benannt,-  wie die konkrete Vermittlungsarbeit, die eine Person tätigt hinsichtlich von Spiritualität ist,- ist sie esoterisch oder exoterisch? Ein theologischer Bezug besteht zum Beispiel in der Frage, wie ein Priester nach diesen Begriffsbedeutungen die Sakramente vermitteln kann? Um diese Frage zu beantworten, braucht es danach ein vertieftes Verständnis von Esoterik und Exoterik.

 

3.6.1.Wie ist „Exoterik“ hier definiert? Ein Beispiel zur Definition und Erweiterung des Begriffes

 

 Alles, was an einem konkreten Beobachtungsobjekt mit den physischen Sinnen erfassbar ist, betrifft das Gebiet der Exoterik:

 

„Das Exoterische ist ja zunächst einmal- wenn es von der Begrifflichkeit erfasst wird,- dasjenige Gebiet, das volksnah ist, das sich ganz in der Wirklichkeit des Lebens abspielt. All diese Bewegungen, die man zusammenfassen kann unter exoterisch, bedeuten so viel wie, dass sie allgemein den Verständnisgrundlagen zugänglich sind. Das, was der Mensch verstehen kann, das, was er mit der normalen sinnlichen und logischen Auffassung verstehen kann, beschreibt ein Gebiet der Exoterik“. (19)

 

Als ein Beispiel ist hier die Tonintervalle „Sekund“ genannt, die nur einen Tonintervall Unterschied bezeichnet, also zum Beispiel von dem Ton „c“ zum ton „d“. Das Intervall Sekund ist nicht melodisch und hat fast etwas Unbefriedigendes an sich, so allein dastehend, wie eine gewisse Härte. Dies ist sozusagen einmal die physische beobachtbare, mit den Sinnen wahrnehmbare Ebene des Lebens. (19)

 

3.6.2.Wie ist hier Esoterik definiert?

 

Esoterik erscheint hier bezeichnend für das inne liegende Geheimnis eines Beobachtungsobjektes. Es betrifft die seelische und geistige Welt, in der die rein physischen Sinne unzureichend sind. Als ein Beispiel ist hier eine Imagination benannt (ein spiritueller und damit vom Begriff her esoterisch eingeordneter Gedanke). Hierfür ist als ein Beispiel, ein esoterischer Gedanke von Rudolf Steiner, zur Tonintervall Sekund, genannt:

 

„Das was hinter dem physischen Musikerlebnis der Tonintervall Sekund erscheint als Gegenbild, ist ein anderes Erleben. Das fühlt sich geistig viel entgegenkommender an, als Trost fühlt es sich an, dass dem Menschen der Trost entgegenströmt.“ (19)

 

Mit diesen Worten erscheint es nun plötzlich so, dass sich der esoterische Gedanke wie entgegengesetzt zu der exoterischen Ebene ausspricht. Und der Schriftsteller bestätigt auch, dass in der esoterischen Welt tatsächlich gewissermaßen Gegenbilder zur exoterischen Ebene erscheinen. Daher braucht es auch ein sehr sorgfältiges Vorgehen, wie nun diese beiden Ebenen von Esoterik und Exoterik auf sinnvolle und aufbauende Weise zusammenkommen können:

 

„Das esoterische Gebiet jedoch ist anders, es ist gewissermaßen invertiert, es ist genau entgegengesetzt den logischen Denkprinzipien. Es ist das esoterische Gebiet eine Art, wie wenn das Bisherige hindurchgefiltert oder hindurchgespiegelt worden wäre durch einen Inversionskreis, das heißt es ist genau in eine andere Kurvenformung und eine andere Ausrichtung gebracht. Das esoterische Denken mag genauso ausgerichtet sein, dass das, was tatsächlich in der Welt auf eine bestimmte Art bewertet wird, nun wie ein Gegenbild erscheint. Wir finden gewissermaßen Gegenbilder in der esoterischen Welt vor.“ (19)

 

Nach den Worten des Schriftstellers möchte heute der Mensch eine Wahrheit selber ergründen und erforschen können, - er möchte ein mündiger Mensch sein. Daher benötigt es eine entsprechende Möglichkeit, um selber einen Weg zu finden, um einen Zugang, jedoch auch einen angemessenen Umgang, zu oder mit einem esoterischen Gedanken, wie es zum Beispiel dieser über die Sekund darstellt, zu erlangen. Konkret also, am Beispiel der Sekund, dass dieser Trost, der in den jenseitigen Welten bei einer Sekund wahrnehmbar ist, in eine lebendige Erfahrung rückt und entsprechend sogar exoterisch ausdrückbar wird.

 

Mit den Begriffen Esoterik und Exoterik sind also hier auf philosophischem und theologischem Gebiet große Unterschiede benannt, die danach auch eine unterschiedliche Annäherungsweise zu ihrer spezifischen Bedeutung benötigen, damit tatsächlich eine Synthese entstehen kann.

Die Antwort über darüber, wie Spiritualität vermittelt werden soll, ist daher, dass ein Priester exoterisch vermitteln soll. Durch eine exoterische Basis entsteht danach erst überhaupt ein Sinn für eine innere Verwirklichung, die individuell und in einem vom Sakrament unabhängigen Willen entsteht. Eine exoterische Grundlage in der Kirche würde nach Aussage des Schriftstellers, weitere Spaltungen verhindern und eine Gemeinschaftlichkeit für alle Menschen ermöglichen. Diese exoterische Grundlage in diesem Sinne, sieht Heinz Grill auch als eine Basis für eine mögliche Synthese der Kirche. Diese Basis in dem hier gebrauchten Sinne fehlt in der Kirche. (19)